Das im Rahmen des 100 jährigen Bauhausjubiläums entstandende Objekt Loomed Body/Webkörper referiert auf die klassische Form eines Handwebstuhls, wie sie auf Fotografien des Bauhaus-Bildarchivs zu finden sind. Die neu konstruierte Maschine verweigert sich in ihrer eigentlichen Funktion: dem Weben und erinnert an die widrigen Umstände der Frauen des Bauhauses, die sich entgegen ihrer eigentlichen künstlerischen Ausrichtung in der ‚Weberei-Klasse‘ wiederfanden und sich, unter dem Leistungsdruck des Direktors Walter Gropius, an den Webstühlen förmlich abarbeiteten.
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Ein Text von Stephanie Millig:
Dana Lorenz entwickelt ein Objekt, das die klassische Form eines Handwebstuhls aufnimmt, wie sie von den Fotografien bekannt ist, die die Weberei-Klasse am Bauhaus zeigen. Die Konstruktion besteht aus verschiedenen Baumaterialien wie Kupfer-, Aluminium- und Acrylrohren und Ton und Verbindungsstücke aus Kunststoff. Stahlketten und Nylon erinnern an Kett- und Schussfäden. In der fotografischen Dokumentation konzentriert sich Lorenz auf die Konstruktion. In ihren Detailaufnahmen greift sie vor allem einzelne Verbindungspunkte und -linien heraus.
Obwohl das Bauhaus-Gründungsmanifest Frauen gleichberechtigt zuließ, verwehrte man ihnen nach dem obligatorischen Vorkurs oft genug den Eintritt in die Kurse für Architektur, Bildhauerei oder Malerei und verwies sie in die „Weberei-Klasse“. Mit den Entwürfen der Bauhäuslerinnen aus der despektierlichen „Frauen-Klasse“ genannten Werkstatt, wie jenen von Margaretha Reichardt, Gunta Stölz und Lilly Reich, verdiente das Bauhaus bald einen nicht unerheblichen Teil des Geldes für den Schulbetrieb, die Anerkennung als künstlerische Entwurfsarbeit aber erfolgte Bauhaus-intern nur zögerlich. Man verstand die Weberei als Kunsthandwerk, weit unten in der Hierarchie der künstlerischen Gestaltung angesiedelt.
Lorenz nähert sich den Frauen des Bauhauses, die sich gegen teils widrige Umstände durchzusetzen wussten, über die eigene handwerkliche Konstruktionstätigkeit und spiegelt so die Arbeit in den Bauhauswerkstätten, nicht mit dem Ziel, einen funktionalen Apparat zu schaffen, sondern ein Objekt für den Ausstellungsraum, in dem die Vergangenheit und die eigene Gegenwart reflektiert werden. Aus der Spurensuche wird eine Hommage, entwickelt aus einem langen Arbeitsprozess, die ihre endgültige Form im Ausstellungsraum findet.
The object Loomed Body/Webkörper, created in the context of the 100th anniversary of the Bauhaus, refers to the classical form of a handloom as found in photographs of the Bauhaus picture archive. The newly constructed machine refuses to perform its actual function: weaving and recalls the adverse circumstances of the women of the Bauhaus who, contrary to their actual artistic orientation, found themselves in the 'weaving class' and, under the pressure to perform of the Walter Gropius, literally worked themselves to the limit at the looms
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A Text by Stephanie Millig:
Dana Lorenz develops an object that takes up the classic form of a handloom, as known from the photographs showing the weaving class at the Bauhaus. The construction consists of various building materials such as copper, aluminium and acrylic pipes and clay and connectors made of plastic. Steel warps and nylon are reminiscent of warp and weft threads. In the photographic documentation Lorenz concentrates on the construction. In her detailed photographs she mainly picks out individual connecting points and lines.
Although the Bauhaus founding manifesto allowed women equal rights, they were often enough denied entry to the courses for architecture, sculpture or painting after the obligatory preliminary course and were referred to the "weaving class". With the designs of the Bauhaus women from the disrespectful workshop called the "women's class", such as those of Margaretha Reichardt, Gunta Stölz and Lilly Reich, the Bauhaus soon earned a considerable amount of money for the school, but recognition as artistic design work was only achieved hesitantly within the Bauhaus. Weaving was understood as a craft, located far down in the hierarchy of artistic design.
Lorenz approached the women of the Bauhaus, who knew how to assert themselves against sometimes adverse circumstances, through their own craft construction activities and thus reflected the work in the Bauhaus workshops, not with the aim of creating a functional apparatus but an object for the exhibition space in which the past and their own present are reflected. The search for traces becomes a homage, developed from a long working process, which finds its final form in the exhibition space.
* Objekt: 150x220x130 cm
* Verschiedene Materialien: u.a. Kupferrohre, Acrylrohre, Schrauben, Kunststoffverbindungen, transparentes Reparaturband, Nylonfäden, Aluminiumstangen, Rundstahlketten, Ton, Spiegel
* Object: 150x220x130 cm
* Different materials: i.a. copper tubes, acrylic pipes, screws, plastic connections, transparent repair tape, nylon threads, aluminium bars, round steel chains, clay, mirror
Fotografische/Photographic details
( 05.–13.09.2020, Projektraum 145, Berlin
mit/with Harry Hachmeister, Lisa Herfeldt, Dana Lorenz, Christin Kaiser,
Jennifer König, Luise Marchand, Larissa Mühlrath & Dortothee Waldenmaier)
Ausstellungsansichten/Installation views
(21.9.2019–09.02.2020, Kunstmuseum Unser Lieben Frauen, Magdeburg)
Ausstellungsansichten/Installation views
Grafik/Graphic: Bureau David Voss
Verlag/Publishing House: Magdeburg Kunstmuseum E. A. Seemann